Ohne den richtigen Partner kann man die Highscore sowieso vergessen. Wie bereits beschrieben bekommt man die Punkte nur dann aufs Konto, wenn beide Teilnehmer das Bild mit einem gleichen Tag versehen. Google will dadurch wohl Sabotage verhindern; ein Foto des US-Präsidenten kann von Michael Moore beliebig oft mit „asshole“ und „stupid moron“ getaggt werden – bringen tut es nichts. Wenn einem übrigens partout kein Tag einfallen will (oder man den englischen Begriff für Gartenschlauch vergessen hat) schafft ein Klick auf „Pass“ Abhilfe – und weiter geht es mit dem nächsten Bild.
Auch wenn der Google Image Labeler erst ein paar Tage alt ist, so zeigt er erneut und eindrucksvoll, dass die Symbiose aus Mensch und Maschine unglaublich kraftvoll und produktiv sein kann. Die (noch) bestehenden Vorteile des Menschen bei der Bilder- und Symbolerkennung durch die Fähigkeit des menschlichen Gehirns zur Assoziation und Abstraktion werden mit maschinell bereits indexiertem Inhalt zusammengeführt. Wenn dann noch die Masse der User zur Mitarbeit bewegt werden kann (Punktesystem, Highscore), hat man eigentlich alles richtig gemacht.
Offen bleibt die Frage, wie und ab wann Google die Tags von Usern bei der Bildersuche berücksichtigen wird. Reicht es zur eindeutigen Indexierung schon aus, wenn zwei Personen sich für denselben Tag entschieden haben? Das klingt unwahrscheinlich. Google wartet wohl erst, bis ein Bild von Hunderten, vielleicht auch Tausenden Personen gleich getaggt wurde.
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Mein Problem mit der Geschichte ist, dass die Thumbnails so winzig sind, dass ich oft gar nichts erkennen kann. Ferner stellt sich die ethische Frage, ob man das überhaupt darf. Ich sehe das als eine etwas abgewandelte Idee von Amazons Mechanical Turk-Konzept, bei dem ein virtueller Niedriglohnsektor für „mechanische“ Arbeiten geschaffen wurde, die nicht von Computern vollbracht werden konnten. 1 oder 2 US-Cent hat man z.B. dafür bekommen, den Titel eines eingescanten CD-Covers für die Amazon-Datenbank richtig einzugeben. Googles Image Labeler erinnert mich an diese Tom Sawyer-Geschichte, in der Tom einen endlos langen Zaun weiß anstreichen soll. Er kommt auf die Idee, dass andere das machen würden, wenn er es schafft, das Anstreichen des Zauns als etwas Begehrenswertes darzustellen. Zum Schluss reißen sich die anderen Jungs darum und Tom kommt um die Arbeit herum und verdient sich noch dumm und dämlich dabei.It’s no work, it’s a game!
Für Yahoo (Flickr) zu taggen ist OK, für Google nicht?
Bei Flickr tagge ich meine Bilder. ;)
Trotzdem für ein kapitalistisches Unternehmen, und das freiwillig, und für alle.
Ich verstehe ja deinen Einwand (Don’t feed the machine!), aber dann sollten wir auch nicht zwischen Google und Yahoo unterscheiden; bei beiden geht es um Geld und um die Frage, wie noch mehr Geld gemacht werden kann. Flickr verdient auch mit deinen Fotos.
Hätte es für dich einen Unterschied gemacht, wenn Flickr von Google statt von Yahoo geschluckt worden wäre?
Du hast natürlich recht, dass die Verschlagwortung, die ich bei Flickr vornehme auch etwas „für alle“ ist. Andererseits habe ich dabei auch ein Ordnungssystems für meine Fotos und befriedigte Eitelkeit, wenn jemand über die Tags auf eines meiner Fotos stößt. Klar verdient Yahoo dabei, aber ich habe mein Online-Fotoalbum und damit einen Mehrwert.
Was beim Image Labeler hingegen gemacht wird, ist meinen Spieltrieb ausschließlich für deren Vorteil zu nutzen, was ich persönlich moralisch verwerflich finde, nicht ganz so „schlimm“, aber in eine ähnliche Richtung tendierend wie Spielautomaten oder Call-In Gameshows. Meine Kritik richtet sich da auch nicht gegen die Firma Google explizit und auch nicht gegen deinen (sehr guten) Artikel. Was ich meinte ist, dass wir alle ruhig mal etwas mehr reflektieren könnten, wie eigentlich die Motivationen, Arbeit in irgendein Web 2.0-„Event“, zu intrinsischer Motivation wird und welche Marketingstrategien dahinterstecken könnten. Kurz: Beim Image Labeler habe ich das Gefühl, dass ich ausgenutzt werde, obwohl ich – unbenommen – Spaß daran habe.