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Interview: Mario Berluti von RetroGames e.V.

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Der RetroGames e.V. betreibt seit 2002 ein Arcademuseum in Karlsruhe. Mittlerweile stehen 50 Spieleautomaten und Flipper in den Ausstellungsräumen, die dienstags und samstags gegen einen Spendenbeitrag von drei Euro auch aktiv genutzt werden können. — Im Interview mit Mario Berluti erfahren wir, wie es zur Gründung des Vereins kam, wie die Automaten fit gehalten werden, wo Retrogaming überhaupt anfängt und was Emulatoren mit der ganzen Sache zu tun haben.

Was hat euch 2002 veranlasst, einen eingetragenen Verein zum Thema Retrogames zu gründen?

Der ursprüngliche Motivationsgrund der Gründungsmitglieder war es einfach die Spiele aus der Kindheit mal wieder erleben zu können. Dann wurde aber schnell klar, dass es doch toll wäre diese Erlebnis auch mit anderen zu Teilen und so entstanden unsere schon legendären Freeplay Partys. Inzwischen sind wir uns aber auch bewusst, dass wir mit unseren historischen Schätzen auch eine grosse Verantwortung haben und deshalb kann man auch in unserer Satzung lesen, dass wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, die Videospielkultur in Deutschland zu erhalten und zu pflegen.

Wie seid ihr an die ganzen Arcade- und Flipper-Automaten gekommen?

Am Anfang hatten wir das Glück eine große Anzahl von Automaten aus einer Lagerauflösung zu bekommen. Die Bedingung dabei war jedoch, dass wir das Lager selbst räumen mussten. Dabei gab es auch vieles zu verschrotten und natürlich mussten wir viele der Automaten erstmal wieder reparieren, was doch sehr viel Arbeit war. Inzwischen suchen wir ganz bewusst nach bestimmten Automaten, freuen uns aber auch immer über eine Spende.

Mein Neffe (12) hält FIFA 2006 für ein „voll altes Spiel“. Wo beginnt für euch Retrogaming?

Wir haben im Verein eigentlich keine feste Definition darüber was Retro ist. Sicherlich könnte man zum Beispiel sagen, dass bereits alles, was nicht mehr produziert wird dazu gehört, oder etwas was gar erst vor 10 oder 15 Jahren produziert wurde. Wir sehen das aber wirklich gesagt nicht zu ernst und wollen eigentlich dem Gast ein tolles Spielerlebnis vermitteln und da gehört, wie wir finden, dass ein oder andere noch vielleicht junge Highlight aus der Arcade- oder Konsolengeschichte genau so dazu, wie die echten und ehrwürdigen Klassiker aus den 70er Jahren.

Wie reagiert gerade das jüngere Publikum auf die uralten Arcade-Spiele? Gibt es Besucher, die damit überhaupt nichts anfangen können?

Durch die Nähe zur Diskothek haben wir natürlich auch viel Laufkundschaft, die eigentlich sonst nicht zu uns gekommen wären und zum großen Teil auch sehr jung sind. Erstaunlicherweise hören wir gerade von den jungen Leuten, dass sie unsere Ausstellung total cool und abgefahren finden. Und es ist ja auch so, dass egal wie alt und technisch limitiert ein Spiel auch sein mag, es immer Spaß machen wird, solange es auch gut ist oder in der Vergangenheit schon gut war. Klar, die echten Fans, die die Zeit auch selbst miterlebt haben, sind immer total überwältigt und aus dem Häuschen, wenn sie das erste Mal bei uns sind. Man kann das dann gut am Funkeln in den Augen sehen und deren Euphorie ist selbst beim Verlassen der Ausstellung noch rießen groß. Zwischen den Geschlechtern gibt es natürlich auch Unterschiede, wobei ich jetzt nicht sagen würde, dass dieses alte Klischee tatsächlich zutrifft, dass „Sie“ nur wegen „Ihm“ mitkommt. Gerade bei der jüngeren Generation verschwimmen da die Grenzen. Wobei man jedoch immer wieder feststellen kann, dass die Lieblingsautomaten der Frauen definitiv Pac-Man, Frogger und Centipede sind.

Wie steht RetroGames zum Thema Emulatoren? Nützliche Tools oder „einfach nicht das Wahre“?

Im Grunde genommen sind Emulatoren im Vergleich zum Arcade Automat natürlich kein Ersatz. Es ist ja bereits ein Unterschied, ob man am original Gehäuse, oder an einem Universalautomaten spielt. Da ist der Sprung zur Emulation natürlich noch viel gewaltiger. Dennoch sind Emulatoren extrem wichtig, um die Geschichte der Videospiele zu bewahren und zu archivieren. Und ich möchte eigentlich nicht daran denken, da es mir ein bisschen das Herz bricht, aber wenn man es realistisch betrachtet, wird wohl in Zukunft das meiste nicht mehr von original Platinen laufen, sondern über Emulatoren, da wohl irgendwann ein Großteil dieser Hardware unwiederbringlich zerstört sein wird.

Der Verein wird im Sommer zehn Jahre alt: Was erwartet die Besucher bei der Jubiläumsfeier?

Ja, unser Verein feiert diese Jahr sein 10-jähriges Jubiläum, auf das wir sehr stolz sind. Unser Programm haben wir bisher noch nicht zu 100% festgelegt. Aber was ich schon sagen kann ist, dass es sicherlich viel Spaß machen wird. Neben unsere Ausstellung arbeiten wir noch an ein paar Specials, wie z. B. Workshops zum Thema Arcade, Live-Musik (8bit, Electro). Das erste Videospiel der Geschichte „Tennis for Two“ aus dem Jahre 1958 wird wohl auch dazu gehören, wie vielleicht auch eine große Carrera Rennbahn für das reale Mario-Kart Feeling!

1000ff bedankt sich bei Mario Berluti / RetroGames e.V. für das Interview!

Infos & Links

RetroGames Webseite / Twitter / Facebook
Podcast mit Mario bei Manuspielt’s
Ein Abend bei RetroGames e.V.

Ein Gedanke zu „Interview: Mario Berluti von RetroGames e.V.“

  1. Diese Retro ist schon irgendwie cool. Die Jungen werden damit kaum etwas anfangen können, aber für uns FirstMover ist es schon ein tolles Gefühl, oder ?

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