Kirby ist ein neues, leichtgewichtiges, dateibasiertes Content Management System des deutschen Webentwicklers Bastian Allgeier. Gerade mal 200 KB belegt Kirby in der Grundausstattung auf dem Server.
CMS ohne Datenbank
Kirby kommt ohne Datenbank-Anbindung aus. Die Inhalte werden aus vorformatierten TXT-Dateien gelesen, die ganz klassisch in Ordnerstrukturen angelegt sind, wie man sie seit ewigen Zeiten von Betriebssystemen kennt. Die Installation — sofern man das überhaupt so nennen darf — besteht darin, den Kirby-Ordner per FTP hochzuladen. Das war’s. Eine Vorab-Konfiguration oder MySQL-Anbindung fällt bei einem dateibasierten System logischerweise flach. Mit dem Upload ist das System “installiert” und sofort einsatzbereit.
Was man so machen kann
Sky is the limit gilt auch für Kirby. Es ist PHP, CSS und ein klein wenig JavaScript, ansonsten Markdown in Text-Dateien, die in strukturgebenden Ordner organisert sind — was man damit anfängt ist jedem Nutzer selbst überlassen. Für den Einstieg bietet Kirby einige fertige Snippets an, die nach Belieben in Templates eingebaut werden können. Dazu gehören z.B. Disqus- und Google-Maps-Integration sowie RSS-Funktionalität und Breadcrumb-Navigation.
Die Limitierung des Systems kommt eher durch die zunehmende Unübersichtlichkeit, wenn man über 9000 Ordner / Unterseiten erstellen will.
Für wen Kirby was ist
Kirby ist eher für kleinere Projekte gedacht, bei denen eigens erstellte HTML-Templates zu umständlich und Systeme wie WordPress absoluter Overkill wären. Der Vorteil liegt klar in der schnellen Einsatzbereitschaft und in den geringen Anforderungen: Apache und PHP 5.2+ reichen aus, um eben schnell eine Webseite mit Kirby herzuzaubern. Wer nur wenig Webspace zur Verfügung hat und in seinem supergünstigen Hosting-Paket nicht mal eine MySQL-Datenbank einrichten darf, wird an Kirby seine Freude haben.
Kirby für Kundenprojekte?
Ob das CMS auch für Kundenprojekte einsetzbar ist, lässt sich eindeutig mit jein beantworten. Der Entwickler Bastian Allgeier selbst schreibt auf getkirby.com, dass es vom Kunden selbst abhängt. Manche werden die Funktionsweise von Kirby mit seinen Text-Dateien und Ordnern, die per FTP hochgeladen werden, sehr schätzen, weil sie das Prinzip schon von ihrem OS kennen und zudem die Werkzeuge (Text-Editor und FTP-Programm) selbst wählen können — bei WordPress ist man mehr oder weniger gezwungen, die vorgegebenen Web-Editoren zu nutzen.
Kostenpflichtigkultur
Kirby kostet Geld. 30€ möchte der Entwickler pro Domain haben. Die lokale Nutzung ist kostenfrei, man kann das dateibasierte CMS ohne Beschränkung auf localhost testen. — Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, wage ich zu bezweifeln. In einer perfekteren Welt wäre Kirby für den persönlichen Einsatz auf nicht-kommerziellen Seiten generell kostenfrei, während Web-Agenturen für ihre Kundenprojekte zur Kasse gebeten werden dürfen. Aber auch hier sollte es ein Multi-Use-Modell geben, im Sinne von Zahle X Euro und nutze Kirby auf beliebig vielen Seiten.
Fazit
Kirbys minimalistisches Daherkommen ist erfrischend, gerade wenn man sonst mit der Bloatware WordPress arbeitet. Die Performance des Mini-CMS ist phänomenal; Seiten bauen sich ohne jede Zeitverzögerung auf, wie man an getkirby.com gut sehen kann.
Die Ordner-Hierarchie wirkt prinzipiell erst mal altbacken, kann aber unter Umständen genau das sein, was Nicht-Experten an dem System schätzen. Für Web-Auftritte mit Tausenden Unterseiten ist es aber definitiv nicht geeignet.
Ich kann mir gut vorstellen, Kirby produktiv bei kleineren Projekten einzusetzen, würde mir dafür aber ein anderes Lizenzmodell wünschen.