Wie ein Schlag in die Fresse: Nach acht Jahren und 61 Ausgaben wird die Printversion des Videospielkulturmagazins GEE eingestellt. Künftig soll es eine monatlich erscheinende Online-Variante namens GEE Display geben, die nach jetzigem Informationsstand aber nur für Apple- und Google-Smartphones erscheinen wird.
Warum das — wie wir Wutbürger zu sagen pflegen — ein Geschmäckle hat, möchte ich im Folgenden darlegen.
Abonnenten wurden nicht informiert. Informationspolitik war noch nie die Stärke der GEE-Redaktion, aber zahlenden Abonnenten hätte man ja vielleicht mal vorher per E-Mail Bescheid geben können, dass das Produkt, für das sie Geld ausgeben, bald nicht mehr existiert. Wie das mit den Abos weiterlaufen wird… keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Ich habe auch das Gefühl, dass selbst bei der GEE niemand diesbezüglich so richtig den Durchblick hat. Schaun mer mal!
Man zieht in die schicke Hafen City (sic). Kein Scherz: Die Redaktion bezieht ein neues Quartier in einem der teuersten Flecken der Bundesrepublik. Auch wenn die Einstellung der Papierversion nicht explizit begründet wird, so kann man doch davon ausgehen, dass dies aus Kostengründen geschieht. Ein Printmagazin herzustellen kostet natürlich wesentlich mehr als mal eben ein PDF auf den Webserver hochzuladen. Wie der Umzug in Hamburgs Vorzeigestadtteil da hineinpasst kann ich mir einfach nicht erklären. ಠ_à²
Ausgabe 61 ist eine 130-seitige Gesichtspalme. Statt ein letztes schönes Heft frei von genretypischen Zwängen zu veröffentlichen, in dem sich die Redaktion an allem und jedem rächen darf, ist Ausgabe 61 einfach nur billig. (Natürlich nicht beim Preis: Schwerölmäßige 6,90 Euro kostet die “Best-of”-Ausgabe. Der normale Preis lag sonst bei 4,50 Euro.) Das Besondere an der GEE war ja u.a. die oft gelungene Mischung aus Stil und Substanz, mit Mut zur weißen Fläche. Nummer 61 ist auf dünnem Papier gedruckt, viele Fotos sind einfarbig. Es sieht aus, als hätte sich nicht nur der Chefredakteur, sondern auch die Grafikabteilung schon vorher verabschiedet.
Ich besitze kein Smartphone. Wenn die Online-Ausgabe wirklich nur als Applikation für iPhone und Android erscheinen wird, habe ich keine Möglichkeit mehr das Magazin zu lesen. Das mag für Early Adopter jetzt komisch klingen, aber ich habe mir die GEE auch gekauft, weil ich zum Lesen keinen Strom brauche. Ich kann das Magazin in den Rucksack stecken und im Zug lesen. Ich kann es verleihen und verschenken. Ich kann mit einem Freund über Stunden vor dem Bilderrätsel sitzen und in Erinnerungen schwelgen (meist war die Lösung irgendein Gamecube-Spiel, das niemand kennt). Das alles geht nicht oder kaum mehr, wenn GEE nur noch elektronisch erscheint.