“Die Sphäre kanibalisiert sich eigentlich selbst” — Interview mit Frank Westphal
Frank Westphal, der Mann hinter Rivva, im Interview mit 1000ff! Er beantwortet Fragen zur Funktionsweise von Rivva, erläutert dessen Filterungs- und Selektionsprinzip und beklagt sich über Blogger, die ihre Artikel nicht mit Quellenangaben versehen. Weitere Themen: Karmaabstrafungen, dumme Maschinen, Informationsbeschleunigung — und warum Twitter die neue Eisenbahn ist.
Wie würdest du Leuten, für die das Internet im Wesentlichen aus eBay, Amazon und Google besteht, das Prinzip von Rivva erklären?
Konzeptionell ist Rivva an eine Zeitung angelehnt, nur werden die Schlagzeilen nicht von einer bestimmten Redaktion ausgewählt, sondern Rivvas Titelseite wird von tausenden, selbsternannten Redakteuren geschrieben (und ständig fortgeschrieben), indem sie auf ihren Webseiten einfach aktuell interessante Themen diskutieren.
Im Unterschied zu einer klassischen Zeitung fokussiert sich Rivva allerdings mehr darauf, wie sich eine Story über die Zeit entwickelt (als auf die eher regungslosen Titelgeschichten selbst), oder wer sich alles auf einen bestimmten Artikel bezieht (anstatt auf die Urquelle allein). Die Seite ist ständig im Fluss, daher auch der Name.
Ist die Sortierung und Filterung von Rivva vollständig automatisiert oder musst du manchmal “per Hand” nachbessern?
Rivva agiert 100% autonom. Ich versuche, die dumme Maschine genau so zu programmieren, dass sie automatisch das erledigt, was auch ein Mensch machen würde, der nix besseres zu tun hätte, als rund um die Uhr tausende von Blog- und Nachrichtenfeeds nach den interessantesten Geschichten zu durchforsten.
Nachzubessern gibts praktisch tagtäglich etwas: immer wenn Rivva sich nicht wie erwartet verhält, muss ich der blöden Maschine eine weitere Regel (oder Ausnahme) einbläuen. Bin ein großer Anhänger der japanischen Kaizen-Philosophie – schrittweiser, nie endender Verbesserung –, so dass ich wohl 90% meiner Zeit mit dem Kopf unterhalb der Motorhaube hänge, was Rivva zwar von Tag zu Tag intelligenter macht und manchmal sogar die Qualität verbessert, ansonsten aber unsichtbar bleibt.
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